Todor Andreikows Werk ist in verschiedener Hinsicht ungewöhnlich: der bekannte Filmkritiker hat — nach einer Reihe von Dokumentarfilmen — im Experimentalfilmstudio seinen ersten Spielfilm gedreht, offenbar mit eher bescheidenen Mitteln in Schwarz-weiss und Normalformat.
Nedelnite Matchowe scheint auf den ersten Blick aus zwei kaum verbundenen Hälften mit verschiedenen Hauptpersonen zu bestehen. Die beiden männlichen Protagonisten sind zwar entfernte Arbeitskollegen, doch erleben sie zwei verschiedene Geschichten, und der Unterschied wird noch dadurch unterstrichen, dass die erste Hälfte im Winter, die zweite im Sommer spielt. Doch die beiden Geschichten erweisen sich auf unaufdringliche aber deswegen nicht minder absichtsvolle Weise als komplementär.
1. Teil: Winter. Kosta, Direktionschauffeur in einer Mine, will an einem Sonntag wie üblich zum Fussballmatch fahren, doch ein Freund entführt ihn in sein Dorf. Nach einer alkoholreichen Nacht findet er sich am Morgen im Bett eines recht üppigen Mädchens wieder. Da die Familie dazukommt, wird daraus schliesslich eine Verlobung. Trotz seiner latenten Feindschaft gegen diese kleinbürgerlichen Kreise lässt sich Kosta brav verheiraten.
2. Teil: Sommer. In der Minensiedlung interessiert man sich vor allem für die Resultate der Fussball-Weltmeisterschaften. Und dann noch für Wanja, «die Geschiedene», die man als Freiwild betrachtet. Vorurteile und Gerüchte zerstören auch beinahe die neue Beziehung zwischen Wanja und Wlado, doch dieser setzt sich plötzlich in einer wilden Schlägerei mit dem Exponenten bürgerlicher Kleinkariertheit auseinander. Den entstandenen Bruch kann auch die betriebliche Konfliktkommission nicht mehr kitten. Wlado und Wanja riehen davon.
Trotz der Schlägerei ist Andreikows Film das Gegenteil von jenem Kino, in dem wir so oft aussergewöhnliche Figuren in exotischen oder exklusiven Umgebungen Spektakuläres vollbringen sehen. In locker aneinandergereihten Beobachtungen schildert uns Nadelnite Matchowe ganz gewöhnliche Begebenheiten, alltägliche Entscheidungen, deren tiefere moralische Bedeutung der Zuschauer selbst erkennen muss, weil ihn kein erhobener Zeigefinger gebieterisch darauf hinweist. Auch die Identifikation mit den Figuren hilft ihm nicht weiter; der Wechsel der Protagonisten in der Halbzeit zwingt ihn, im Match der Winterequipe gegen die Sommerequipe selbst Schiedsrichter zu sein.