Da liegt sie, die Frau. Drapiert ihren Morgenmantel, räkelt sich lasziv in der weissen Seide und spitzt den Kussmund. «Komm schön, komm zu Fraudi.» Richtig: Gemeint ist der Hund. Der Husky Sergej. Irgendwann springt er tatsächlich aufs Bett, mitten hinein in die weichen Kissen. Sie schüttelt die Sophia- Loren-Locken: «Ja, brav, komm ins Betti.» Die Hundezunge fährt ihr über den Mund. Sie beugt sich nach unten, fasst das Tier um den Bauch, streichelt es. Dann lüftet sie den Morgenmantel, ganz flüchtig nur, doch mit einem Blick, der sagt: «Da, schau her, das ist alles nur für dich.» Und Ulrich Seidl ist dabei. Mit wackelfester Kamera starrt er in die Einsamkeitshölle Österreich, in die Wohnzimmer jener, die sich hier «selber spielen», wie er sagt. Durch extrem stilisierte Einstellungen sowie Szenen, die offensichtlich inszeniert sind, rufen seine Filme eine fundamentale Unsicherheit hervor, nämlich die: Was ist hier noch echt und was Fiktion? Und: Wie wichtig ist es überhaupt, das zu wissen? Und vor allem: warum?
MOMENTAUFNAHME