Mario Comensoli ist einer jener Künstler, die in ihren gemalten Bildern eingehen auf die in Massen reproduzierten Bilder der Bewusstseinsindustrie. Die Idole der Gegenwart, der Massenpresse und der elektronischen Medien, sind Comensolis Gegenstand. Superstars werden vom Maler jedoch nicht portraitiert als individuelle Grössen, sondern als kollektive Symbolfiguren. Während die Leitbilder der Pop-Kultur täglich in beliebigen Zusammenhängen auftauchen, setzt sie Comensoli unerwarteten Situationen aus. Als Konsumobjekte wie Autos nimmt der Künstler Frauen ins Bild. Politiker, Sportler, Starlets, nationale Embleme und Markenzeichen werden einander böse gegenübergestellt.
Comensolis Vortrag, seine unverwechselbare Handschrift, unterstreicht die Montage, von sich steigernden Dissonanzen. Die sonst so entrückt weichgezeichnete Welt des Konsums, die Folie der Boulevard-Heroen, ist da hart konturiert, dem Betrachter schrill nahe gebracht in flackerndem Pinselduktus.
Es kann nicht verwundern, dass sich Comensoli in seiner jüngsten Serie grossformatiger Tafeln dem Kino zuwendet, dem Kino als Fabrik moderner Mythen, dem Kino als Kirche des Proletariats im «Konsum-Zeitalter». Comensolis Leitfiguren sind verkleidete Boys, livrierte Randfiguren des Show-Business. Die Requisiten sind gleichermassen Bildfetzen aus dem Hollywood-Kino Und Schriftzeichen aus dem Lichtspieltheater. Das Gähnen des vom Genre-Kino Betrogenen, die vom kommerziellen Film geförderte Vermischung von Leinwand-Fiktion und Realität, die Sex-and-Crime Romantik made in USA: so mögen die Gemälde Comensolis überschrieben sein.
Allein mit der Deutung der Inhalte ist das Wenigste gesagt über Comensolis Qualität. Dieser Maler ist ja nicht nur der scharfe Kritiker von Erscheinungen der Massenkultur. Er gehört dazu. Er ist selbst verwickelt in die herrschende Kulturszene, selbst Opfer, selbst Staunender. Das macht seine auch noch so bösen Bilder auch kulinarisch im besten Sinne. Das macht seine phantastischen Gegenüberstellungen und Collagen erst wahr.