Hatte Max Hauflers Freitod im Jahre 1965 etwas mit seiner lange geplanten, besessen verfolgten, aber nie zustandegekommenen Verfilmung von Otto F. Walters Roman “Der Stumme” zu tun? Eine derart spekulative Frage ist natürlich nicht abschliessend zu beantworten. Sie dient aber als Hypothese, die zu untersuchen sich der Film anschickt immer schon wissend, was bewiesen werden soll. Mit suggestiver, auf Identifikation von Befindlichkeiten drängender Montage wird
der literarischen (die fragmentarische Verfilmung von “Der Stumme”) und der filmischen Fiktion (Filmausschnitte mit Max Haufler als Darsteller) ein Bild des Menschen Max Haufler abgerungen, welches wiederum, kombiniert und erweitert mit den Aussagen sich erinnernder Freunde, die schon im Titel versprochene Formel heraufbeschwort: Max Haufler war der Stumme; die Unmöglichkeit, seinen persönlichen Schicksalsroman zu verfilmen - und damit zur Sprache zu kommen - muss Max Haufler die Hoffnung aufs Leben geraubt haben.
Der Fiktion des Stummen wird zusätzlicher biographischer Wahrheitsgehalt dadurch verliehen, dass Hauflers Tochter Janet diese Rolle interpretiert und damit - wie auch durch die Tatsache, dass sie die Interviews mit den Freunden ihres Vater führt - das vollzieht, was Max Haufler mit seiner Verfilmung beabsichtigte: Die Aufsuchung des Vaters.
Ueber das private Schicksal hinaus greift der Film das Thema der Enge der Schweiz auf, jenes der fehlenden und der am Ausdruck gehinderten Sprache, jenes der künstlerischen Depression. Dindo liest “Der Stumme” und die Filmausschnitte mit Max Haufler metaphorisch. Damit entkonkretisiert er die disparate Information zugunsten eines homogeneren Bildes von Wahrheit. Am Filmregisseur und Schauspieler Max Haufler - dessen Arbeit als Kunstmaler hat Dindo bewusst äusser acht gelassen - statuiert er das Exempel des unglücklichen, am Ausdruck gehinderten Menschen und nimmt damit jene stehende und auch etwas sture Formel der Beengung in der Schweiz auf.