CYRIL THURSTON

MOTTEN IM LICHT (URS EGGER)

SELECTION CINEMA

Urs Egger, bekannt durch seinen, von eigenen Erfahrungen geprägten, kurzen Film Go West Young Man, einem Puzzle von Eindrücken, die ein junger Schweizer in Los Angeles vom Leben in dieser amerikanischen Stadt gewinnt, hat mit Motten im Licht einen sich an amerikanischen Kulturwerten orientierenden Krimi gefertigt.

Die Story, angesiedelt in einem fremd wirkenden Zürich, spielt im Milieu einer spiritistischen Sekte und des Kunsthandels. Gaspari, ein indifferenter Mittdreissiger, der sich mit kleinen „Brüchen“ durchs Leben schlägt, wird in eine verzwickte Mordgeschichte verwickelt, deren Fährte er eifrig und doch immer unbeteiligt wirkend aufnimmt. Urs Egger orientiert sich formal am Film Noir, erreicht aber weder mit seinen Bildern noch in der dramaturgischen Entwicklung der Handlung die atmosphärische Dichte und Spannung, welche die besten dieser Werke aufwiesen. Die Beleuchtung von kriminellen Vorgängen in einem spiritistischen Zirkel erwirkt kein tieferes Verständnis für religiöse Randgruppierungen und deren Machenschaften, ist nur psychedelische Kulisse für einen letztlich inhaltslosen, nach klischierten Mustern gefertigten Krimi. Nur der für die heutige Zeit typischen Lebenshaltung des Protagonisten, eines Mannes der orientierungslos durchs Leben geht, der weder Ziele noch Ideale kennt, die ihm einen Lebenssinn geben könnten, ist etwas abzugewinnen. Es ist jedoch fraglich, ob ein Gefühl der Inhaltslosigkeit, der Verlust von moralischen Werten allein durch die Ausstrahlung der Hauptfigur vermittelt werden kann. Eingebettet in einen geschliffenen Krimi verliert diese Aussage nebst viel unnötigem Ballast zu stark an Aussagekraft. Ist es die Absicht des Regisseurs, vor allem zu unterhalten, so muss das die Vermittlung von Inhalten keineswegs ausschliessen. Motten im Licht aber verlässt man nach 90 Minuten ratlos, ohne eine Botschaft forttragen zu können. Die banale, eher fade Geschichte des Krimis lässt einen unbeteiligt, gibt zu keinen grossen Reflexionen Anlass.

Cyril Thurston
geb. 1957, seit 1982 für die Programmierung des Kinos Xenix in Zürich mitverantwortlich, Mitarbeiter des Filmfestivals Locarno 1987/88, hat verschiedene Kurzfilme realisiert und ist seit 1991 mit einer Senegalesin verheiratet.
(Stand: 2019)
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