CYRIL THURSTON

TRASH (JÜRG EGLI)

SELECTION CINEMA

Das tragende Element in Trash ist die Musik, eine sich rhythmisch steigernde Musik von Maurice Ravel. Jürg Egli arbeitet mit dem Stilmittel der Verfremdung. Strassenaufnahmen von New York hat er so oft umkopiert, verlangsamt oder beschleunigt bis sich die konkreten Bilder aufzulösen beginnen und ein abstraktes rhythmisches Gebilde ergeben. Zu vergleichen ist diese Form der Verfremdung mit dem wiederholten Photokopieren, bei dem sich oft der Inhalt der Originalvorlage im Endprodukt nicht mehr wiedererkennen lässt.

Diese so verfremdeten und rhythmisch zu Ravels Musik zusammenmontierten Bilder ergeben eine berauschende, ekstatische Fahrt durch ein nur noch emotional wahrzunehmendes New York. Man wird herumgewirbelt, hineingeschleudert oder katapultiert, gerät in den auch durch die Musik im Walzerrhythmus bestimmten Sog einer diffusen, undefinierbaren Grossstadt. Ob dieser künstlich erzeugte Rhythmus, und die in der Auflösung begriffenen Bilder wirklich der Grosstadtstimmung New Yorks entsprechen, oder ob sie einfach Bezug nehmen auf die sehr dominierende Musik, ist schwer abzuschätzen. Auf jeden Fall ist Jürg Egli ein dichter, atmosphärischer Experimentalfilm gelungen, und das ist um so bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die wenigen Produkte der Schweizer Experimentalfilmerinnen meist stimmungslose, nüchterne, strukturalistische Filme sind, die selten zu überzeugen vermögen.

Cyril Thurston
geb. 1957, seit 1982 für die Programmierung des Kinos Xenix in Zürich mitverantwortlich, Mitarbeiter des Filmfestivals Locarno 1987/88, hat verschiedene Kurzfilme realisiert und ist seit 1991 mit einer Senegalesin verheiratet.
(Stand: 2019)
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