NIKLAUS OBERHOLZER

REISETAGEBUCH (CLAUDIA MESSMER)

SELECTION CINEMA

Ein Thema, vergleichbar jenem, das Dieter Gränicher in Spuren der Trauer behandelte, doch Claudia Messmer, geboren 1958, geht es in ihrem ersten Film viel bescheidener, gradliniger und unprätentiöser an, und gerade darum wohl erreicht sie ihr Ziel: Zum Monolog einer jungen Frau, deren Vater krank wird und stirbt, findet sie Bilder, die schlicht und einfach, aber eindrücklich und zum Teil ergreifend sind: Spitalatmosphäre, der alte kranke Mann, der elend auf dem Bettrand sitzt, der im Bett liegt, schliesslich tot, umgeben von Frau, Tochter und Sohn, das Gespräch mit dem Arzt, der Gang zum Krematorium, das Entgegennehmen der Urne, die Fahrt aus der Stadt hinaus. Die Stillage des Textes entspricht dieser Bildsprache, weitet sie jedoch teilweise aus mit Sätzen, die ehrlich und unverstellt aus dem Herzen der jungen Frau kommen und in denen eine schöne Zärtlichkeit der familiären Beziehungen spürbar wird.

Niklaus Oberholzer
*1940, studierte Kunst- und deutsche Literaturgeschichte. 1974 wurde er Leiter des Kulturressorts des Vaterland, der Luzerner Zeitung und der Neuen Luzerner Zeitung. Er war Mitglied des Stiftungsrates von Pro Helvetia. Für seine Arbeit als Kunstvermittler wurde Oberholzer 1996 mit dem Anerkennungspreis des Eidgenössischen Departements des Inneren ausgezeichnet. Als freier Publizist schreibt er für Medien und Verlage.
(Stand: 2019)
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