Fitness-Fimmel, mach- und herstellbare Gesundheit und Körperschönheit, sterile Sport oder Ferienwelt aus der Retorte: Solches nimmt Manuela B. Stingelin in ihrem Kurzfilm Der Ruderer satirisch aufs Korn: Ein Mann um die Dreissig stellt sich am Morgen seine Mahlzeit zusammen aus verschiedenfarbigen Vitamin-Kapseln, verlässt dann seine Wohnwabe im Riesen-Block und geht in ein Fitness-Studio, wo Wandschmuck und Geräusche ab Kassette Ferien, Strand und Meer suggerieren und wo er seinen Körper am Trimm-Ruder-Gerät trainieren kann. Lebendig ist da neben ihm nur noch der Goldfisch im Glas, ein letztes Stückchen Natur, das aber wächst und wächst und schliesslich — gigantisch geworden — überschwappt.
Die 1954 geborene Autorin, die seit 1982 als freischaffende Cutterin arbeitet, geht ihr Thema geschickt an. Sie setzt die einfachen atmosphärischen und oft schrill überzeichnenden Mittel ökonomisch ein und plaziert die Gags knapp und richtig. Der Ruderer ist ein kleiner Erstling, der solides Handwerk zeigt und keine falschen Ambitionen vortäuscht, der aber auch kaum Konventionen wirklich sprengen will.