FELIX AEPPLI

MARIO BOTTA - SENZA LUCE NESSUNO SPAZIO (ANDRES PFÄFFLI)

SELECTION CINEMA

Mario Botta, vor kurzem erst vierzig geworden, gilt schon beinahe als Superstar der zeitgenössischen Architektur. Pfäfflis Film zeigt den Tessiner bei der Arbeit am Zeichentisch und auf dem Bauplatz, als Gesprächspartner in der Beiz und als Referent beim Diavortrag. Es macht Spass, Botta zuzuhören, wenn er, Frisch und Marquez zitierend, über seine Arbeit philosophiert. Jeder Ort, so seine These, sei bereits gegeben; nicht die Architektur schaffe ihn, sie bebaue ihn lediglich. Erst durch Aufspüren der kulturellen Identität eines Ortes könne Architektur lokal und universal zugleich werden.

Botta wäre nicht Botta, würde er nicht aktiv in die Gestaltung des Films eingreifen. Sei es, dass er am Monitor Anregungen macht, wie von einem Skizzenblatt auf ein Haus im Rohbau und anschliessend im Gegenschnitt auf eine Innenansicht zu schneiden sei, sei es, dass er verschiedene Stufen eines Projekts im Off kommentiert. Pfäffli zeigt Botta als zurückhaltenden Menschen, der sich wohltuend abhebt von der Schickeria, die mittlerweile an Vernissagen seine Werke vereinnahmt. Der Film wirkt am stärksten da, wo Botta mit seinen Ausführungen direkt an die Vorstellungskraft des Zuschauers appelliert, wenn er beispielsweise ein elliptisches Kirchendach entwirft, dessen verschiedene Farben im zylindrischen Kircheninnern eine täglich anders strahlende Sonnenuhr abzeichnen.

An mehreren Stellen des Films wird die Struktur des Lichts, an dem Botta so viel liegt, sichtbar. Schwerer tut sich Pfäffli mit der Sichtbarmachung des Raumes, von der der Film gemäss Titel (auch) handelt; allzuvieles bleibt zweidimensional. Gänzlich ausgeklammert schliesslich bleiben aktuelle Fragen des Bodenrechts, des sozialen Wohnungsbaus oder zur Macht, Bauten zu verhindern. Dabei hätte Botta bestimmt auch dazu manches zu sagen gehabt.

Felix Aeppli
Keine Kurzbio vorhanden.
(Stand: 2020)
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