ALFRED MESSERLI

TOUCHOL (ALVARO BIZZARRI)

SELECTION CINEMA

Ein junger Saisonnier, der in seiner freien Zeit Gitarre spielt, lebt in einer Barackensiedlung, in unmittelbarer Nähe neben der Autobahn und der Eisenbahnlinie. Er mag sich an den Lärm nicht gewöhnen, und um ungestört musizieren zu können, sucht er sich ein Zimmer. Der einfache und doch so grundlegende Wunsch geht in Erfüllung. Nur stört er schon bald andere Hausbewohner mit seiner Musik. Das vordergründige Wohlwollen dem jungen Fremdarbeiter gegenüber verdeckt die dahinterliegende Angst, die Dinge könnten einen andern als den gewohnten Verlauf nehmen.

Der Film berührt in seiner Schlichtheit, oder genauer, in dem naiven Unterfangen, die Dinge in ihrer wahren Reihenfolge zu erzählen. Dieser narrativen Unschuld ist denn nichts zu gering, um nicht Anstoß zu sein für ein Folgendes. In dieser totalen Bezüglichkeit entwickelt sich die reizlose und wohlbekannte Geschichte, und doch ist es einem, als erlebte man sie zum ersten Mal.

Alfred Messerli
ist Publizist in Zürich. Unteranderem Herausgeber von Flausen im Kopf, Schweizer Autobiographien (Zürich: Unionsverlag).
(Stand: 2019)
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