CAROLA FISCHER

RIEN QUE DES MENSONGES (PAULE MURET)

SELECTION CINEMA

Muriel ist mit Antoine verheiratet, der sie laufend betrügt. Darunter leidet sie. Da sie aber eine überaus attraktive Frau (Fanny Ardant) ist, wird sie ihrerseits von Männern umschwärmt. Verführen laßt sie sich von einem langweiligen Schönschwätzer erster Güte („Jeder Kuß von mir bringt dich naher zu deinem Mann und entfernt mich mehr von den andern Frauen“, sagt er einmal. Das ist der Stoff aus dem die Dialoge sind! Mit solchen Peinlichkeiten werden auch die Grenzwerte tolerantester Kinogänger locker überschritten). Muriel heuert einen Privatdetektiv an, zu ihrer eigenen (!) Überwachung, nicht etwa um den ungetreuen Ehemann in flagranti zu ertappen. Der Detektiv schießt viele eindeutige Schnappschüsse, zuletzt von einem dekorativen Beinahe-Beischlaf auf der Straße neben einem Müllcontainer. Mit diesen Fotos konfrontiert Muriel ihren ahnungslosen Ehemann. Folgenlos. Vor diesem Nichtereignis findet noch ein illustrer Empfang statt (Antoine ist erfolgreicher Verleger), da trägt Ardant das aufregendste kleine Schwarze der Filmgeschichte. Ein schwacher Trost angesichts des geballten Schwachsinns, den sie von sich geben muß. Das Paar hat übrigens einen etwa 17jährigen Sohn. Der kann zum großen Erstaunen seiner (nicht berufstätigen!) Mutter plötzlich (!?) virtuos Klavier spielen. „Manchmal lohnt es sich, Kinder zu haben“, sagt da ihre beste Freundin. Dieser banale Pseudo-Problemfilm war der diesjährige schweizerische Wettbewerbsbeitrag an der Berlinale, wo er sang- und klanglos in der Versenkung verschwand, wo er auch hingehört.

Carola Fischer
geb. 1949, cinephile Germanistin, arbeitet in der Dokumentation „Wort“ des Schweizer Fernsehens DRS.
(Stand: 2019)
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