ANDRES JANSER

ARNOLD GOLAY, FABRICANT DE JOUETS (JACQUELINE VEUVE)

SELECTION CINEMA

Jacqueline Veuve setzt ihr archivarisches Registrieren von verschwindendem Handwerk fort und beobachtet den Spielzeugmacher Arnold Golay. Der 91jährige ehemalige Uhrmacher verwendet seine in langen Wintern erworbene Fingerfertigkeit für die Herstellung von Modellen landwirtschaftlicher Fahrzeuge. Es ist ein aussterbendes Handwerk in doppeltem Sinn: Nur wenige treiben noch solchen Aufwand für Kinderspielzeug, und auch die originalen Vorbilder aus der Region, die er verkleinert nachbaut, werden kaum mehr hergestellt, geschweige denn benutzt. Dennoch, oder wohl eher gerade deswegen, finden seine kleinen Kunstwerke Abnahme durch Sammler in aller Welt.

Er betreibt gewissermaßen serielle Handwerksproduktion: Mit teilweise selbstgemachten Werkzeugen fertigt er alle Teile seiner 19 Typen von Spielzeug, macht einige auch auf Vorrat, um sie dann zu verzapfen, zusammenzunageln oder zu leimen. Er arbeitet dabei jeweils nur an einem Stück. Und er macht nur, was er kennt. Deshalb werden die Zugpferde für die Karren und Wagen von einem Kollegen gefertigt.

In bedächtigen Monologen kommentiert Golay seine Arbeit. In der Sorgfalt seiner Hände und der sich langsam annähernden und wieder entfernenden Kamera liegt eine andere Zeit. Eine sachliche Melancholie liegt über seiner Werkstatt.

Andres Janser
geb. 1961, Filmwissenschafter, Kunsthistoriker, Ausstellungsgestalter in Zürich, schreibt über Film und Architektur.
(Stand: 2019)
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