PIERRE LACHAT

LE COMBAT DES REINES (PIERRE-ANTOINE HIROZ)

SELECTION CINEMA

Die lustvoll-deftige Kuhfladen-Posse von Pierre-Antoine Hiroz hat einen bestechenden Vorteil, nämlich den, in ihrer Art wenigstens für die Schweiz (und schon gar für die Roman- die) etwas entschieden Neues, wenn auch nur bedingt Erwünschtes, darzustellen. Murmeltier und Edelweiß, Fendant und Viehpisse, kolossale Kampfkühe und saufende, vögelnde, die Brüsseler Bürokraten herzhaft beschimpfende Bergbauern zieren und bevölkern diese entwaffnend doofe, erbarmungslos billig heruntergekurbelte Melofarce aus den Walliser Alpen.

Das Leben da oben auf den Säßen kann, ganz nach persönlichem Geschmack, entweder urgesund sein bis enorm heilsam, wenn nicht fast heilig, oder dann eben der übelste Frust, die schlimmste Langeweile. Der Film läßt, anhand eines dürftigen Geschichtleins von einer arrivierten Unterländerin, die in freier Natur auf die Suche nach einer hypothetischen Gesundung von einer angeblich verderblichen Lebensweise geht, ganz demokratisch alles nach sämtlichen Richtungen hin offen. Und so kommt jeder auf seine Rechnung, der Freund wie der Verächter alles Bäurischen.

Das ist nun wohl der Heimatfilm in seiner terminalen Zerfallsform - der, der allen Heimatfilmen den Garaus machen dürfte -, oder ist dieser Fall etwa schon längst eingetreten? Denn was da noch zählt, ist einzig die brillante, rotzfreche Sitcom-Zeile, zu der sich vorfabriziertes Publikumsgelächter (warum nicht gleich?) mühelos einblenden ließe. Für die Verbreitung in der Deutschschweiz war beim Abfassen dieser Zeilen geplant, den Schwank auf Dialekt zu synchronisieren, was sicher passend und vielleicht sogar richtig ist, ganz gleich, ob mit oder ohne Lacher von der Stange.

So sehr traditionell das Komische im Schweizer Film gesamthaft zu kurz kommt, folkloristische Gaudis von solcher Art mögen für einmal ganz erfrischend sein, weisen aber kaum über die Nase hinaus. Immerhin, an eines erinnert uns Le combat des reines, nämlich daran, wie eng der Bezug zwischen drastischer Posse und gediegenem Heimatkitsch schon immer gewesen ist, wohl kaum in der Schweiz, um so mehr aber anderswo.

Pierre Lachat
Keine Kurzbio vorhanden.
(Stand: 2020)
[© cinemabuch – seit über 60 Jahren mit Beiträgen zum Schweizer Film  ]