FLORIAN KELLER

PLEASANTVILLE (GARY ROSS, USA 1998)

MOMENTAUFNAHME

Gestoppt im freien Fall: die Trillerpfeife des Trainers. So beginnt der Sündenfall im Städtchen Pleasantville. Mit blankem Entsetzen im Blick eines Sportlehrers, der nicht weiss, wie ihm geschieht. Pleasantville ist der imaginäre Ort, wo das puritanische Amerika noch ganz bei sich ist, ohne Lust und ohne Zorn. Temperament gibt es keines hier, nur die totale Zufriedenheit in Schwarzweiss: «Honey, I’m home.» Und in der Turnhalle strahlen blöde die siegesgewissen Jungs. Denn jeder Ball, den die Pleasantville Lions werfen, trifft wie ferngesteuert den Korb. Jedenfalls: Bis jetzt war das so. Ein Wurf aus Wut und Eifersucht, und der Zauber ist gebrochen. Fassungslos blickt der Coach dem fehlbaren Ball nach, der da herrenlos durch die Halle rollt. Ein Phantom des Scheiterns, wo es doch gar kein Scheitern gibt in Pleasantville. «Don’t touch it», warnt der Trainer. Angesichts des Balls verliert er seine Pfeife. Es ist bald vorbei mit der inneren Sicherheit.

Florian Keller
*1976 in Winterthur, Kulturredaktor bei der «WOZ – Die Wochenzeitung», arbeitet seit 1997 als Kulturjournalist. Nach seinem Studium der Anglistik und Germanistik an der Uni- versität Zürich war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am In- stitut Cultural Studies der Zürcher Hochschule der Künste, später Kulturredaktor bei der «Basler Zeitung» (2006) und beim «Tages-Anzeiger» (2006-2014).
(Stand: 2021)
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