MARTINA HUBER

LOVE MADE EASY (PETER LUISI)

SELECTION CINEMA

Es war einmal ein hübscher junger Mann namens Gus, der wohnte bei seiner bösen, hässlichen Mutter in einer grossen Stadt. Tagsüber betätigte er sich mit Leidenschaft als Gärtner, abends spielte er mit seinen Freunden am Stubentisch Poker. Eines Tages veränderte sich sein Leben, als er auf der Strasse eine zwar unmanierliche, aber ebenfalls sehr hübsche junge Frau sah, in die er sich auf der Stelle verliebte. Leider vergass er nach ihrem Namen zu fragen, und so war Gus auf den Spürsinn, die Ideen und Hilfe seiner beschränkten Freunde angewiesen, um die geheimnisvolle Schöne wiederzufinden und sie auf ihn aufmerksam zu machen. Zu fünft liessen sie sich nicht von anfänglichen Rückschlägen entmutigen, bis Gus schliesslich in kindlich-romantischer Manier und mithilfe wunderlicher Tricks das Herz von Natalia eroberte.

Peter Luisi entwirft in Love Made Easy ein künstliches Universum, eine märchengleiche Welt mit bizarrem Personal, in der die Figuren keinen Charakter entfalten, sondern Klischees verschiedener Verlierertypen bleiben. Vor diesem Hintergrund und mit einer etwas unplausiblen Geschichte von beherzten Taugenichtsen gelingen dem Regisseur in den besten Momenten absurde oder ansatzweise komische Situationen, etwa dann, wenn ein kurioser Bote einen poetischen Wettbewerb veranstaltet oder wenn alle zu kurz Gekommenen gemeinsam beraten, wie die perfekte romantische Liebeserklärung auszusehen hat.

Ein paar sympathische Ideen reichen aber nicht für einen langen Spielfilm. Dafür ist die Geschichte zu dünn, und die parallelen Erzählstränge mit skrupellosen Mafiosi und einem einfältigen Schweizer Geheimagenten verursachen nur zusätzliche Längen. Zum Prädikat «missglückt» trägt schliesslich auch der wohl absichtlich dilettantisch wirkende und mit Action überladene Showdown bei.

Als Medienereignis interessierte Love Made Easy vor allem aufgrund seiner Entstehungsbedingungen. Luisi musste aus produktionstechnischen Gründen von Zürich nach Los Angeles ausweichen und konnte zusätzlich zur Schweizer Film- und Fernsehprominenz eine amerikanische Schauspielerlegende (Martin Landau) für sein Projekt gewinnen. In der Schweiz hat der Starrummel um Melanie Winiger dem Film zu grosser Medienpräsenz verholfen. Die von ihr gespielte, selbstbewusste und schlagfertige Striptänzerin Natalia hat allerdings markante Ähnlichkeit mit dem eigenwilligen Charakter der Darstellerin selbst (zumindest mit dem aus den Medien bekannten). Weil dadurch eine Metaebene entsteht – die einen Verfremdungseffekt bewirken kann – und der Film dadurch an Selbstironie einbüsst, gibt’s Abzüge fürs Schauspiel.

Love Made Easy bleibt in seiner «Herzigkeit» zu harmlos und in seiner Harmlosigkeit zu redundant. Es fehlt dieser Gaunerkomödie an Witz und – nicht nur angesichts heruntergelassener Hose und laszivem Blick auf dem Filmplakat – auch an Sex. Man wünschte sich, Peter Luisi hätte sein altes Drehbuch nicht wieder aufgewärmt und stattdessen dort weitergemacht, wo er 2004 mit Verflixt verliebt aufgehört hatte.

Martina Huber
*1971, Studium der Allgemeinen Geschichte und Filmwissenschaft auf dem zweiten Bildungsweg an der Universität Zürich. Lebt in Zürich.
(Stand: 2011)
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