Die Basler Regisseurin Fanny Bräuning verbindet in ihrem ersten langen Dokumentarfilm meisterhaft Informationen, Emotionen und cineastische Ästhetik zu einem politischen Plädoyer mit nachhaltiger Wirkung und grandiosem Unterhaltungswert. Den Zürcher Filmpreis 2008, den Basler Filmpreis 2009, den Schweizer Filmpreis 2009 und den Prix de Soleure 2009 hat No More Smoke Signals mehr als verdient.
Der Film über die KILI-Radiostation im Pine-Ridge-Reservat im US-Bundesstaat South Dakota besticht durch eine Mischung aus innerer Ruhe und Wahrhaftigkeit. Die darin verwobene, Geschichtsstunde über Verfolgung, Diskriminierung und Kampf der Indianer in den USA erschüttert jeden aufgeklärten Geist. Und die Mittel, mit denen dies erreicht wird, verblüffen durch ihre Einfachheit und Überzeugungskraft. So fügen sich durch die makellose Dramaturgie und den kreativen Schnitt, die brillant gefilmten Bilder, die eingängige Musik und die Erzählungen der Bewohner und Bewohnerinnen von Pine Ridge zu einem Gesamtbild, das wie die Trommeln indianischer Gesänge Herz und Verstand vibrieren lassen.
Der Film funktioniert ohne Kommentar aus dem Off und transportiert dennoch eine Fülle von Wissen: Archivaufnahmen aus den Siebzigerjahren dokumentieren den bisher wenig erfolgreichen Kampf des American Indian Movement AIM für Gleichstellung, Anerkennung der Kultur und Respektierung der Landrechte; die Erzählungen der Latota zeichnen ein eindringliches Bild der oft prekären Lebensbedingungen und die Aktionen von KILI-Radio zeigen die wichtige Rolle, die «the voice of the great Lakota Nation» für das Selbstbewusstsein der Indianer spielte und noch immer spielt.
Doch das Besondere an No More Smoke Signals ist das Fehlen von Pathos: Die Armut ist nur in den Details sichtbar. Informationen über die gesellschaftlichen Missstände wie 85 Prozent Arbeitslosigkeit, hohe Kindersterblichkeit, geringe Lebenserwartung oder ein völlig unzureichendes Bildungssystem werden mit Beispielen anschaulich gemacht. Niemand erhebt den Zeigefinger oder fordert Mitleid für begangenes Unrecht wie den konstanten Landraub der letzten 150 Jahre oder verübte Gräuel wie das Massaker 1890 am Wounded Knee. Die Fakten der US-Rechtsprechung sprechen für sich. Stattdessen richtet sich die Wut der Menschen gegen ein System der Heuchelei, das damals wie heute wirtschaftliche Interessen über Menschenrechte stellt. Dem stellen die Menschen von Pine Ridge künstlerische wie technische Kreativität, ein zähes Festhalten an Traditionen und eine zünftige Portion Galgenhumor entgegen. Zwar lassen ihre Geschichten keinen Zweifel daran, dass die Indianer in den USA noch einen langen Kampf vor sich haben, aber KILI-Radio wird mit Sicherheit darüber berichten.