Ein brennendes Problem, das die ganze Erde in den kommenden Jahren immer stärker beschäftigen wird, greifen Mirjam von Arx und Katharina von Flotow in ihrem Dokumentarfilm Seed Warriors auf, der mit äusserst beunruhigenden Fakten und Entwicklungen aufwartet. Die Weltbevölkerung nimmt weiter zu, der Lebensmittelbedarf wird wachsen, während wissenschaftlichen Prognosen zufolge die Temperaturen auf unserer Erde bis 2050 um rund zwei Grad steigen, wenn nicht mehr. Die daraus resultierenden Einbussen bei der Nahrungsmittelproduktion werden je nach geografischer Lage bis zu 30 Prozent betragen. Diese Faktoren kulminieren in einer Nahrungsknappheit, die harte Verteilkämpfe auslösen wird. Ausserdem bringt das Aussterben mancher Pflanzensorten infolge des Temperaturanstiegs das biologische Gleichgewicht unseres Planeten ins Wanken.
Seed Warriors geht der Frage nach, was Wissenschaftler ausgeheckt haben, um drohende Hungersnöte zu lindern. Der Film führt uns an unwirklich anmutende Schauplätze, deren Existenz man zuerst anzweifelt – und doch gibt es sie: So wurde 2008 im ewigen Eis Norwegens ein riesiger Saatgutspeicher eingerichtet, wo Samen möglichst aller Pflanzenarten der Erde eingefroren gelagert werden, um die Biodiversität unseres Planeten zu retten. Leider sind diese neuen «Archen Noahs» keine Science Fiction: In ihnen werden die dürreresistenten Maisarten aufbewahrt, wie sie in Kenia, einem der Länder, die vom Temperaturanstieg in den letzten Jahrzehnten am meisten betroffen sind, gezüchtet werden. Während hier Wissenschaftler auf höchster Ebene zusammenarbeiten, sind andere länderübergreifende Projekte bescheidener angelegt – aber mit viel persönlichem Engagement und ganz konkreter Hilfe für die unmittelbare Gegenwart der Menschen. Neben einem Besuch in jenem nördlichen Megaspeicher und auf den vertrockneten Maisfeldern Kenias sind es vor allem die zahlreichen Interviews, die diesen Film (als «talking heads») auf der Bildebene dominieren: Auskunft geben u. a. Zachary Muthamia, der Direktor der Nationalen Genbank in Kenia, die Mais-Expertin Marianne Bänziger, Cary Fowler, der Initiant jenes Saatgut-Tresors, David Lobell, Agro-Ökologe der Stanford University in Kalifornien, oder auch die kenianische Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai. Sie alle haben die Notwendigkeit eines sofortigen, konkreten Handelns erkannt und zeigen das Ausmass der drohenden Katastrophen auf – und die Grenzen der verschiedenen Massnahmen. Das macht Seed Warriors gezwungenermassen zu einem inhaltlich nicht sehr kontroversen Film, dafür aber erhält man einen aufschlussreichen Einblick in Szenarien des Horrors und der Hoffnung, die man nicht so schnell vergisst.