CINEMA #62: CALL FOR PAPERS

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Für unsere Ausgabe #62 möchten wir Sie dazu anregen, die «Problemzone» – normalerweise eher Teil des Vokabulars von Frauenzeitschriften – als filmischen Begriff in allen möglichen Facetten zu denken. Problemzonen tun sich im Kino nämlich des Öfteren auf. Sie dienen als Motivation und Antrieb gesamter Handlungen, etwa in Filmen, die sich den Konflikten einer geografischen oder soziokulturellen Umgebung widmen, oder in solchen, die problematischen Konstellationen zwischenmenschlicher Beziehungen auf den Grund gehen. Dabei scheint jedes Kinogenre mit einem eigenen Set an traditionellen Problemfeldern ausgestattet zu sein: der klassische Western etwa mit der Verschiebung von Grenzen, die «romantic comedy» mit vergeblicher Liebesmüh. Alltägliche Ängste vor physischen Problemzonen haben ihrerseits einen Platz auf der Kinoleinwand. Nicht selten erscheinen sie als Metapher überhöht in Form von deformierten, grotesken und zerfallenden Körpern.

Filmische Problemzonen können aber nicht nur aus narrativer, sondern auch aus technischer und historischer Perspektive reflektiert werden. Es gibt Produktionen, die eine skandalöse Aura besitzen und deshalb als Problemzone gelten – vielleicht, weil ihre Kreation von Anfang an unter einem schlechten Stern stand, oder weil die Regisseurin oder der Regisseur
in ihnen ein besonders brisantes Thema behandelte. Auch historische Schaffensperioden können als problembehaftet gelesen werden, etwa wenn sie in einem repressiven politischen Kontext entstanden sind. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch: Problematische Milieus haben seit jeher zu phantasievollen Lösungen geführt. So kennen gewisse filmische Subkulturen eine Problemzone als ihr Grundmoment. Und auch der Umgang mit technischen Schwierigkeiten wie prekären Lichtverhältnissen bei Nacht- und Aussenaufnahmen, Tonproblemen oder zerrütteten Bildaufnahmen prägten die Ästhetik ganzer Strömungen.

Dem hiesigen Filmschaffen gebührt auch im diesjährigen Jahrbuch sein Platz: Das «CH-Fenster» soll den Autorinnen und Autoren die Gelegenheit geben, die «Problemzone» im Zusammenhang mit dem schweizerischen Filmschaffen zu diskutieren.

Das Jahrbuch richtet sich an ein breites, filmbegeistertes Publikum: Entsprechend können die Beiträge vom essayistischen Text bis zur wissenschaftlichen Abhandlung reichen, sie sollten jedoch stets gut verständlich bleiben. Die Textlänge sollte 25’000 Zeichen inklusive sparsam eingesetzter Fussnoten nicht überschreiten. Bitte schicken Sie Ihr Exposé bis zum 15. April 2016 an die Mailadresse der Redaktion «info@cinemabuch.ch». Die Deadline einer Erstversion des Beitrags ist wiederum auf Ende Juni 2016 angelegt. Die CINEMA-Redaktion freut sich auf Ihre kreativen Ideen!

Redaktion CINEMA: Anita Gertiser, Selina Hangartner, Simon Meier, Marian Petraitis, Rowena Raths, Bettina Spoerri, Stefan Staub, Anna-Katharina Straumann, Stephanie Werder
Zürich, den 11. März 2016
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