TANJA MARIA KOLLER

VERGINE GIURATA (LAURA BISPURI, IT/CH/DE 2014)

MOMENTAUFNAHME

Ein kalter Frühlingstag am Ende des Valbona-Tals in Albanien. Dort liegt einsam ein kleines Steinhaus mit Sicht über den Fluss. Draussen vor dem Fenster hantiert der Vater mit einem Gewehr und feuert Freudenschüsse in die Luft. Er wartet angespannt.

Drinnen vor dem Fenster steht seine erwachsene Tochter Hana. Sie blickt mit ernstem Gesicht in die Weite. Mit festem Stoff bindet die Mutter unter Tränen die Brüste ihrer Tochter ab – verbirgt alles Weibliche unter gewöhnlichen Männerkleidern, die Haare streng zusam­mengebunden. Der Schmerz über die Entscheidung ihrer geliebten Tochter steht ihr ins Gesicht geschrieben. Trotz allem versteht sie nur zu gut.

Hana macht aus Chancenlosigkeit und Dankbarkeit vom alten Recht der Frau Gebrauch, in Ehre ein selbstbestimmtes Leben in ihrer Heimat zu führen. Wie das alte Gesetz des Kanun es vorgibt, das münd­lich von Generation zu Generation überliefert wird. Ein Leben als Mann und ewige Jungfrau.

Tanja Maria Koller
Maskenbildnerin. Während ihrer Friseurlehre entdeckte sie ihr Interesse an der Maskenbildnerei. Es folgte eine entsprechende Ausbildung in Deutschland und diverse Weiterbildungen, unter anderem bei Denis Penkovs Skinart 3D Makeupschool. Danach fasste sie in Zürich beruflich Fuss und wirkte bei verschiedenen nationalen sowie internationalen Produktionen als Chefmaskenbildnerin mit. Bei Vergine Giurata (IT, 2015) von Laura Bispuri war sie eine von zwei Chefmaskenbildnerinnen. Der Film feierte an der Berlinale Premiere.
(Stand: 2018)
[© cinemabuch – seit über 60 Jahren mit Beiträgen zum Schweizer Film  ]