Ein beglückt lachender Junge – eine strahlende ältere Frau. «Ein komisches Paar», so der Regisseur aus dem Off. Grossmutter und Enkel im Homemovie – in Bewunderung füreinander, eng verbunden: Caroline und Stéphane. Beide kämpften sie mit den Konventionen – ihrer Zeit, der Gesellschaft, des familiären Umfelds. Caroline, als Kind von italienischen Einwanderern in Genf zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren, mit 15 verheiratet, ohne Recht auf Mitsprache oder Bildung, befreite sich nicht nur aus der Ehe, sondern mauserte sich auch von der Coiffeuse zur erfolgreichen, immer flamboyant gekleideten Geschäftsfrau – die gar der italienischen Königin Seidenkorsetts verkaufte. Stéphane, 1972 geboren, in einer Mittelstandsfamilie aufgewachsen, umsorgt und gefördert, talentiert und gut aussehend, aufgehoben in einem spleenigen Freundeskreis und doch dabei, in die Fussstapfen des bürgerlich-angepassten Vaters zu treten – um dann lange mit seinem Coming-out als schwuler Mann zu ringen.
Madame ist Generationenporträt und faszinierende Coming-of-Age-Geschichte in einem. Stéphane Riethauser, der bereits mit seinem Kurzspielfilm Prora (2012) und dem dokumentarischen Garten der Sterne (2016) über einen Berliner Friedhof Furore machte, wendet sich in Madame der ureigenen (Familien‑)Geschichte zu. Dafür konnte er aus einer beeindruckenden Schatztruhe schöpfen: Viele preziöse Familienvideos von Klein Stéphane: im Tarzanhöschen, als Knirps, in den Blumentopf pissend, oder als hochaufgeschossener Junge in Schlaghosen – und man erinnert sich unweigerlich an Eva Vitija und ihre reich bestückte Sammlung an Homemovies, mit denen sie in Das Leben drehen (2015) ihre eigene komplexe Familiengeschichte erzählte. Doch der Fundus von Madame besteht auch aus Streifen, die der jugendliche Regisseur mit seinen Copains drehte, im Fummel ebenso wie als Cowboy – ergänzt durch die zahllosen «messages», die seine grand-mêre im Lauf der Jahre auf dem Telefonbeantworter zurückliess («Hörst du mich? Wohnst du da, oder lebst du in den Wolken? Ich umarme dich fest! Adieu!») nebst Postkarten, Briefen und minuziös geführten Tagebüchern.
Noch selten wurde ein schwules Coming-out so konzis vor dem Hintergrund stereotyper Geschlechterrollen und einer patriarchalen Gesellschaft reflektiert, die nicht nur die Diskriminierung der Frau bedingen, sondern auch den Mann in ein Rollenkorsett zwängen. So erzählt Madame nicht nur die Emanzipation von Caroline, einer Kämpferin und Selfmadewoman, sondern auch die eindringliche Geschichte des Filmemachers selbst, der sich vom bürgerlichen Vorzeigesohn zum engagierten Verfechter von LGBT wandelte, und der zeigt, wie viele innere und äussere Widerstände er überwinden musste, um schliesslich zu seinem wahren Ich, zu seinen wahren Gefühlen zu stehen.
Madame ist Generationenporträt und faszinierende Coming-of-Age-Geschichte in einem. Stéphane Riethauser, der bereits mit seinem Kurzspielfilm Prora (2012) und dem dokumentarischen Garten der Sterne (2016) über einen Berliner Friedhof Furore machte, wendet sich in Madame der ureigenen (Familien‑)Geschichte zu. Dafür konnte er aus einer beeindruckenden Schatztruhe schöpfen: Viele preziöse Familienvideos von Klein Stéphane: im Tarzanhöschen, als Knirps, in den Blumentopf pissend, oder als hochaufgeschossener Junge in Schlaghosen – und man erinnert sich unweigerlich an Eva Vitija und ihre reich bestückte Sammlung an Homemovies, mit denen sie in Das Leben drehen (2015) ihre eigene komplexe Familiengeschichte erzählte. Doch der Fundus von Madame besteht auch aus Streifen, die der jugendliche Regisseur mit seinen Copains drehte, im Fummel ebenso wie als Cowboy – ergänzt durch die zahllosen «messages», die seine grand-mêre im Lauf der Jahre auf dem Telefonbeantworter zurückliess («Hörst du mich? Wohnst du da, oder lebst du in den Wolken? Ich umarme dich fest! Adieu!») nebst Postkarten, Briefen und minuziös geführten Tagebüchern.
Noch selten wurde ein schwules Coming-out so konzis vor dem Hintergrund stereotyper Geschlechterrollen und einer patriarchalen Gesellschaft reflektiert, die nicht nur die Diskriminierung der Frau bedingen, sondern auch den Mann in ein Rollenkorsett zwängen. So erzählt Madame nicht nur die Emanzipation von Caroline, einer Kämpferin und Selfmadewoman, sondern auch die eindringliche Geschichte des Filmemachers selbst, der sich vom bürgerlichen Vorzeigesohn zum engagierten Verfechter von LGBT wandelte, und der zeigt, wie viele innere und äussere Widerstände er überwinden musste, um schliesslich zu seinem wahren Ich, zu seinen wahren Gefühlen zu stehen.