Die ungezwungene Mare lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in einem Dorf neben dem Flughafen von Dubrovnik, dem touristischen Hotspot Kroatiens. Fast permanent sind startende und landende Flugzeuge zu hören, die Touristen aus aller Welt in die die kleine Stadt an der Adriaküste bringen. Ihr Mann arbeitet als Pistenwart am Flughafen, wo er die Sicherheitszäune abfährt und streunende Tiere erlegt. Mare kümmert sich als Hausfrau hingebungsvoll um die drei Kinder im Teenageralter und verkauft nebenbei Kräuter auf den lokalen Märkten. Sobald die Kinder aus dem Haus sind, befällt sie allerdings ein Gefühl der Unzufriedenheit und Leere. Sie ist selber noch nie geflogen und der allgegenwärtige Flughafen kreiert ein permanentes Gefühl von Fernweh. Als ein junger polnischer Bauleiter für Arbeiten beim Flughafen in die Nähe der Familie zieht, überkommt Mare das Bedürfnis nach Flucht aus dem eintönigen Alltag. Sie beginnt eine Affäre. Der Wunsch den eher tristen Alltag hinter sich zu lassen, wird dadurch allerdings nur noch stärker...
Andrea Staka geht in ihrem dritten Spielfilm der Frage nach weiblicher Selbstbestimmung im Zwist zwischen der Rolle als selbstlose Hausfrau und dem Bedürfnis nach Leidenschaft, Selbstverwirklichung und emotionaler Befriedigung nach: Wir sehen wie Mare kocht, wäscht, putzt und sich um die Probleme ihrer Kinder kümmert, vor allem jene des ältesten Sohnes, der Schwierigkeiten in der Schule hat und kurz vor dem Rausschmiss steht. Ihr Leben scheint allerdings nur in der Gegenwart ihrer Familie von Sinn erfüllt. Daneben sind ihre Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung stark eingeschränkt. Die Affäre mit dem ausländischen Bauführer Piotr ermöglicht ihr für kurze Momente einen anderen Lebensentwurf auszutesten. Dass er für sie den Reiz der weiten Welt verkörpert, kommt nicht nur durch die auf Englisch geführten Gespräche, in denen sie miteinander scherzen, sondern auch durch die ungehemmten, leidenschaftlichen Seitensprünge zum Ausdruck. Kamermann Erol Zubcevic fängt Mares meist unspektakuläres Leben in sehr nah gefilmten 16mm-Bildern ein: Oft scheint man ihr über die Schulter zu blicken oder sie aus sehr geringer Distanz zu beobachten. Die körnigen, etwas kontrastarmen 16mm-Aufnahmen verstärken das Gefühl der Unmittelbarkeit und erinnern an die Homemovies der vordigitalen Ära.
Mare startete kurz vor Ausbruch der weltweiten Coronavirus-Pandemie in den Schweizer Kinos. Nach nur drei Tagen musste die Kinoauswertung wegen des schweizweiten Lockdown pausieren. Staka geht dieser besonderen Situation, die sich für sie ergab, in ihrem Kurzfilm My mother, my son and me (CH 2020) nach. Auch dieser wurde auf 16mm-Film gedreht. Staka wird darin, nicht unähnlich ihrer Protagonistin, auf ihre Familie und ihre Rolle als Hausfrau zurückgeworfen. Anstatt sich um die Auswertung ihres Filmes zu kümmern, hatte sie nun Zeit, sich intensiver mit ihrer Familie auseinanderzusetzen: Staka zeigt ihren Sohn beim Homeschooling mit seinen Freunden, aber auch beim Spielen und Zeit totschlagen. Auch sie besucht wie Mare ihre Mutter. Die Werbeplakate für Mare hängen immer noch in den Trams, obwohl niemand den Film im Kino anschauen kann. An Fliegen oder gar Flucht ins Ausland ist nicht zu denken. So schafft für einmal die Realität selber einen vielsagenden Metatext zum Film, den die Regisseurin gleich selber einfängt.
Andrea Staka geht in ihrem dritten Spielfilm der Frage nach weiblicher Selbstbestimmung im Zwist zwischen der Rolle als selbstlose Hausfrau und dem Bedürfnis nach Leidenschaft, Selbstverwirklichung und emotionaler Befriedigung nach: Wir sehen wie Mare kocht, wäscht, putzt und sich um die Probleme ihrer Kinder kümmert, vor allem jene des ältesten Sohnes, der Schwierigkeiten in der Schule hat und kurz vor dem Rausschmiss steht. Ihr Leben scheint allerdings nur in der Gegenwart ihrer Familie von Sinn erfüllt. Daneben sind ihre Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung stark eingeschränkt. Die Affäre mit dem ausländischen Bauführer Piotr ermöglicht ihr für kurze Momente einen anderen Lebensentwurf auszutesten. Dass er für sie den Reiz der weiten Welt verkörpert, kommt nicht nur durch die auf Englisch geführten Gespräche, in denen sie miteinander scherzen, sondern auch durch die ungehemmten, leidenschaftlichen Seitensprünge zum Ausdruck. Kamermann Erol Zubcevic fängt Mares meist unspektakuläres Leben in sehr nah gefilmten 16mm-Bildern ein: Oft scheint man ihr über die Schulter zu blicken oder sie aus sehr geringer Distanz zu beobachten. Die körnigen, etwas kontrastarmen 16mm-Aufnahmen verstärken das Gefühl der Unmittelbarkeit und erinnern an die Homemovies der vordigitalen Ära.
Mare startete kurz vor Ausbruch der weltweiten Coronavirus-Pandemie in den Schweizer Kinos. Nach nur drei Tagen musste die Kinoauswertung wegen des schweizweiten Lockdown pausieren. Staka geht dieser besonderen Situation, die sich für sie ergab, in ihrem Kurzfilm My mother, my son and me (CH 2020) nach. Auch dieser wurde auf 16mm-Film gedreht. Staka wird darin, nicht unähnlich ihrer Protagonistin, auf ihre Familie und ihre Rolle als Hausfrau zurückgeworfen. Anstatt sich um die Auswertung ihres Filmes zu kümmern, hatte sie nun Zeit, sich intensiver mit ihrer Familie auseinanderzusetzen: Staka zeigt ihren Sohn beim Homeschooling mit seinen Freunden, aber auch beim Spielen und Zeit totschlagen. Auch sie besucht wie Mare ihre Mutter. Die Werbeplakate für Mare hängen immer noch in den Trams, obwohl niemand den Film im Kino anschauen kann. An Fliegen oder gar Flucht ins Ausland ist nicht zu denken. So schafft für einmal die Realität selber einen vielsagenden Metatext zum Film, den die Regisseurin gleich selber einfängt.