Auf dem Papier ist Rudy Vits Leben fast schon eine Karikatur einer erfolgreichen westlichen Nachkriegsvita: In Kanada geboren, wandert er als junger Mann in die Schweiz aus, heuert beim Thuner Unternehmen Schleuniger an, arbeitet sich hoch in eine Führungsposition, fliegt rund um den Globus, um in den grossen Wirtschaftsmetropolen über Millionensummen zu verhandeln. Irgendwann heiratet er die Schweizerin Käthi und hat mit ihr zwei Söhne, Steven und Bryan, die im Einfamilienhaus in einem malerischen Vorort aufwachsen. Arbeits- und Familienleben sind fein säuberlich geregelt; der Ruhestand kann kommen.
Aber genau dieses Leben kam dem 1990 geborenen Steven Vit immer ein bisschen rätselhaft vor: Was macht Papa, wenn er wieder einmal wochenlang von der Bildfläche verschwindet? Was sind die stillen Abmachungen, aber auch die nicht angesprochenen Konflikte, die der Ehe seiner Eltern zugrunde liegen? Wird Rudy auch nach der Niederlegung seiner beruflichen Tätigkeiten noch das Gefühl haben, ein erfülltes, sinnvolles Leben zu haben? Also beschloss er, seinen enigmatischen Vater auf seiner letzten grossen Geschäftsreise vor der Rente zu begleiten – und die Kamera nach dem Tag X noch ein Jahr länger laufen zu lassen.
Herausgekommen ist Für immer Sonntag , ein unverhohlen subjektives Porträt eines scheinbaren Bilderbuch-Boomers (und dessen Familie), der im Zuge seiner Pensionierung lernen muss, dass sich so ein Arbeitsleben nicht einfach abstreifen lässt wie ein Anzug am Ende des Tages. Der regelmässige persönliche Freiraum, der sowohl Rudy als auch Käthi aufgrund seiner Reisen jahrzehntelang garantiert war, fällt plötzlich weg; die Hierarchien in den eigenen vier Wänden müssen neu ausgehandelt werden. In einer besonders einschneidenden Szene versucht Käthi, ihren komplizierten Gefühlen Ausdruck zu verleihen, während Rudy neben ihr demonstrativ herumalbert – als wollte er, der auch immer wieder laut über eine alleinige Rückkehr nach Kanada nachdenkt, sich den emotionalen Konsequenzen seines eigenen Älterwerdens nicht stellen.
Entsprechend ist das, was Steven Vit hier vorlegt, nicht nur eine intime, stellenweise zutiefst berührende Familiengeschichte, sondern auch eine kluge Auseinandersetzung mit generationellen Eigenheiten. Dramaturgisch beschreibt Für immer Sonntag , wie ein traditionell sozialisierter Mann – jemand, der unbewusst verinnerlicht hat, dass er die Brötchen zu verdienen hat und dass das Offenlegen von Emotionen ein Zeichen von Schwäche ist – sich nach dem Ende seines Arbeitsalltags langsam damit arrangiert, nicht mehr das Zentrum seines Universums zu sein.
Gleichzeitig stellt sich Vit, der sich immer wieder per Voiceover ins Geschehen einbringt, die Frage, wie repräsentativ Rudys Werdegang überhaupt noch ist: Das langwierige Sich-Hocharbeiten innerhalb derselben Firma ist ein wirtschaftliches Auslaufmodell; und die Aussicht, wie Rudy vom einen Tag auf den andern mit dem Arbeiten aufhören und es «für immer Sonntag» sein lassen zu können, ist für Millennials wie den Regisseur wohl eher Utopie als realistische Zukunftsperspektive.
Angesichts der Tatsache, dass gerade Debütfilme oft am eigenen übergrossen Ehrgeiz scheitern, ist es Steven Vit hoch anzurechnen, dass er diesen gewichtigen Subtext niemals ostentativ in den Vordergrund rückt. Er ist nicht versucht, Rudys Biografie künstlich zu abstrahieren, sondern er vertraut voll und ganz auf die emotionale und thematische Schlagkraft seiner ultimativ alltäglichen Geschichte – und das mit Recht. Es ist nicht zuletzt diese Zurückhaltung, die einen den weiteren Verlauf von Vits Karriere mit Spannung erwarten lässt.
Aber genau dieses Leben kam dem 1990 geborenen Steven Vit immer ein bisschen rätselhaft vor: Was macht Papa, wenn er wieder einmal wochenlang von der Bildfläche verschwindet? Was sind die stillen Abmachungen, aber auch die nicht angesprochenen Konflikte, die der Ehe seiner Eltern zugrunde liegen? Wird Rudy auch nach der Niederlegung seiner beruflichen Tätigkeiten noch das Gefühl haben, ein erfülltes, sinnvolles Leben zu haben? Also beschloss er, seinen enigmatischen Vater auf seiner letzten grossen Geschäftsreise vor der Rente zu begleiten – und die Kamera nach dem Tag X noch ein Jahr länger laufen zu lassen.
Herausgekommen ist Für immer Sonntag , ein unverhohlen subjektives Porträt eines scheinbaren Bilderbuch-Boomers (und dessen Familie), der im Zuge seiner Pensionierung lernen muss, dass sich so ein Arbeitsleben nicht einfach abstreifen lässt wie ein Anzug am Ende des Tages. Der regelmässige persönliche Freiraum, der sowohl Rudy als auch Käthi aufgrund seiner Reisen jahrzehntelang garantiert war, fällt plötzlich weg; die Hierarchien in den eigenen vier Wänden müssen neu ausgehandelt werden. In einer besonders einschneidenden Szene versucht Käthi, ihren komplizierten Gefühlen Ausdruck zu verleihen, während Rudy neben ihr demonstrativ herumalbert – als wollte er, der auch immer wieder laut über eine alleinige Rückkehr nach Kanada nachdenkt, sich den emotionalen Konsequenzen seines eigenen Älterwerdens nicht stellen.
Entsprechend ist das, was Steven Vit hier vorlegt, nicht nur eine intime, stellenweise zutiefst berührende Familiengeschichte, sondern auch eine kluge Auseinandersetzung mit generationellen Eigenheiten. Dramaturgisch beschreibt Für immer Sonntag , wie ein traditionell sozialisierter Mann – jemand, der unbewusst verinnerlicht hat, dass er die Brötchen zu verdienen hat und dass das Offenlegen von Emotionen ein Zeichen von Schwäche ist – sich nach dem Ende seines Arbeitsalltags langsam damit arrangiert, nicht mehr das Zentrum seines Universums zu sein.
Gleichzeitig stellt sich Vit, der sich immer wieder per Voiceover ins Geschehen einbringt, die Frage, wie repräsentativ Rudys Werdegang überhaupt noch ist: Das langwierige Sich-Hocharbeiten innerhalb derselben Firma ist ein wirtschaftliches Auslaufmodell; und die Aussicht, wie Rudy vom einen Tag auf den andern mit dem Arbeiten aufhören und es «für immer Sonntag» sein lassen zu können, ist für Millennials wie den Regisseur wohl eher Utopie als realistische Zukunftsperspektive.
Angesichts der Tatsache, dass gerade Debütfilme oft am eigenen übergrossen Ehrgeiz scheitern, ist es Steven Vit hoch anzurechnen, dass er diesen gewichtigen Subtext niemals ostentativ in den Vordergrund rückt. Er ist nicht versucht, Rudys Biografie künstlich zu abstrahieren, sondern er vertraut voll und ganz auf die emotionale und thematische Schlagkraft seiner ultimativ alltäglichen Geschichte – und das mit Recht. Es ist nicht zuletzt diese Zurückhaltung, die einen den weiteren Verlauf von Vits Karriere mit Spannung erwarten lässt.