Es gibt Filme, die den Lauf der Geschichte verändert haben, und andere, an denen die Geschichte ihre Spuren hinterlässt. La scomparsa di Bruno Breguet gehört zur zweiten Kategorie. Der Dokumentarfilm von Olmo Cerri erzählt die Geschichte des titelgebenden jungen politischen Aktivisten Bruno Breguets nach, der 1970 beschliesst, sich für die palästinensische Sache zu engagieren und sieben Jahre in israelischen Gefängnissen schliesslich verbringt, nachdem er mit dem für die Volksfront zur Befreiung Palästinas bestimmten Sprengstoff aufgehalten wurde.
Es versteht sich von selbst, dass der Film von Olmo Cerri, nach dem 7. Oktober eine ganz neue Bedeutung erhält. Das Geheimnisvolle am Verschwinden von Breguet im Jahr 1995 tritt nach dem verabscheuungswürdigen Hamas-Massaker und dem grausamen Bombenregen auf die Bevölkerung von Gaza vorerst mal in den Hintergrund. Der Film erfüllt aber weiterhin alle Voraussetzungen, um höchst aktuell zu sein. Zunächst einmal ist der Regisseur weder in die Falle der Hagiographie des Protagonisten noch in die der moralisierenden Verurteilung seiner Entscheidungen getappt. Cerri bewegt sich auf dem Terrain der journalistischen Recherche und stellt sich gleichzeitig als Autor zur Verfügung: mit seinen politischen Positionen, seinen Emotionen und seiner Fähigkeit, die Widersprüche von Breguet und der Realität selbst zu erfassen. Er vermeidet es, sich auf ein hohes Ross zu schwingen, um uns seine Version der Ereignisse zu erzählen, ihm kommt aber das Verdienst zu, die richtigen Fragen über Breguets Entscheidungen zu stellen, über das Verhältnis zwischen Mitteln und Zielen im politischen Kampf, zwischen institutioneller und politischer Gewalt, und nicht zuletzt über die Bedeutung, die die Geschichte Israels und die palästinensische Sache in den letzten Jahrzehnten in Europa hat.
Sein Film hilft, das zu historisieren, was der palästinensische Kampf für viele linke Aktivist_innen bedeutet: eine antikoloniale Widerstandsbewegung. Eine Position, die in Anbetracht der schwierigen Geschichte der Jüd_innen und der unermesslichen Tragödie des Holocausts sicherlich ihre Grenzen hat, aber auch nicht auf einen Hass gegen Jüd_innen zurückzuführen ist. Wie die Breguet-Affäre zeigt, gab es aber in dieser Sache manchmal zwiespältige Charaktere, die nicht durch ein Interesse am Schicksal des palästinensischen Volkes motiviert waren. Die Wirklichkeit, sowohl in der Filmkunst als auch im Leben ist immer voller Widersprüche. La scomparsa di Bruno Breguet ist dabei keinesfalls ein militanter Film, der vorgefertigten Thesen aufstellt. Es ist vielmehr ein Film, der zum Nachdenken anregt, der dazu einlädt, nicht gleichgültig zu bleiben, sondern klar zu sehen. In Zeiten wie diesen ist das keine Kleinigkeit.
Es versteht sich von selbst, dass der Film von Olmo Cerri, nach dem 7. Oktober eine ganz neue Bedeutung erhält. Das Geheimnisvolle am Verschwinden von Breguet im Jahr 1995 tritt nach dem verabscheuungswürdigen Hamas-Massaker und dem grausamen Bombenregen auf die Bevölkerung von Gaza vorerst mal in den Hintergrund. Der Film erfüllt aber weiterhin alle Voraussetzungen, um höchst aktuell zu sein. Zunächst einmal ist der Regisseur weder in die Falle der Hagiographie des Protagonisten noch in die der moralisierenden Verurteilung seiner Entscheidungen getappt. Cerri bewegt sich auf dem Terrain der journalistischen Recherche und stellt sich gleichzeitig als Autor zur Verfügung: mit seinen politischen Positionen, seinen Emotionen und seiner Fähigkeit, die Widersprüche von Breguet und der Realität selbst zu erfassen. Er vermeidet es, sich auf ein hohes Ross zu schwingen, um uns seine Version der Ereignisse zu erzählen, ihm kommt aber das Verdienst zu, die richtigen Fragen über Breguets Entscheidungen zu stellen, über das Verhältnis zwischen Mitteln und Zielen im politischen Kampf, zwischen institutioneller und politischer Gewalt, und nicht zuletzt über die Bedeutung, die die Geschichte Israels und die palästinensische Sache in den letzten Jahrzehnten in Europa hat.
Sein Film hilft, das zu historisieren, was der palästinensische Kampf für viele linke Aktivist_innen bedeutet: eine antikoloniale Widerstandsbewegung. Eine Position, die in Anbetracht der schwierigen Geschichte der Jüd_innen und der unermesslichen Tragödie des Holocausts sicherlich ihre Grenzen hat, aber auch nicht auf einen Hass gegen Jüd_innen zurückzuführen ist. Wie die Breguet-Affäre zeigt, gab es aber in dieser Sache manchmal zwiespältige Charaktere, die nicht durch ein Interesse am Schicksal des palästinensischen Volkes motiviert waren. Die Wirklichkeit, sowohl in der Filmkunst als auch im Leben ist immer voller Widersprüche. La scomparsa di Bruno Breguet ist dabei keinesfalls ein militanter Film, der vorgefertigten Thesen aufstellt. Es ist vielmehr ein Film, der zum Nachdenken anregt, der dazu einlädt, nicht gleichgültig zu bleiben, sondern klar zu sehen. In Zeiten wie diesen ist das keine Kleinigkeit.