«Die Milch, deren Preis heute 110 000 Intis beträgt, wird morgen das Dreifache kosten.» Ebenso der Zucker, ebenso das Brot. «Möge Gott uns beistehen», fügt der Nachrichtensprecher an und lässt uns mit seinen Hiobsbotschaften mitten in das krisenbeladene Peru Fujimoris der Neunziger eintauchen: eine serbelnde Wirtschaft, ein repressives Klima, Krieg zwischen Militär und terroristischem «Sendero Luminoso». Vor diesem Hintergrund spielt Reinas – über eine Familie im Umbruch: Der Vater ist meist abwesend und ein Luftibus mit viel Charme, aber ohne Geld und Bleibe. Die Mutter stammt aus dem oberen Mittelstand und plant, aufgrund der bedrückenden Lebensbedingungen in die USA auszuwandern. Die beiden Töchter, Lucía und die um ein paar Jahre ältere Aurora, haben genug mit sich, mit Pubertät und Erwachsenwerden zu tun und sind sich inmitten der Turbulenzen Stütze und Halt.
In ihrem dritten Spielfilm, Reinas, lässt die schweizerisch-peruanische Regisseurin Klaudia Reynicke ihre eigene Jugend anklingen, die sie zwischen Peru, den USA und Europa verbrachte. Sie arbeitet dazu mit zwei grossartigen jungen Schauspielerinnen (Abril Gjurinovic und Luana Vega Sousa), die bestechend natürlich ihre Rollen ausfüllen. «Reinas», «Königinnen», so nennt der Vater seine beiden Töchter, zu denen er vor deren Aufbruch mit viel Einsatz einen Draht aufzubauen sucht. Die Erzählstruktur kommt, trotz aller Verwerfungen, ohne das grosse Drama aus, dafür mit subtiler Spannung rund um die Abreise: Der Vater muss noch seine Einwilligung geben – während Aurora und Lucía aus verschiedenen Gründen lieber im gewohnten Umfeld bleiben würden. Gonzalo Molina als Vater Carlos, der sein abgewetztes Äusseres mit viel Liebenswürdigkeit und schwadronierender Fantasie wettmacht, trägt die Handlung souverän, während Jimena Lindo die Mutter spielt, die mit ihrem unerschütterlichen Vertrauen zu ihrem ehemaligen Partner dem Plot einen unaufgeregten Dreh gibt und ihre vergangene Liebe umso glaubhafter macht.
Das Setting von Reinas ist schlicht, in gedämpften Farben und mattem Licht gehalten, was viel zur Authentizität der Epochenzeichnung beiträgt. Der Kameramann Diego Romero arbeitet – zwischen Film und Fernsehen – bereits zum dritten Mal mit der Regisseurin zusammen; sie teilen ihre Vorlieben in Filmarbeit und Filmästhetik. Seine Kamera folgt beweglich den Akteur_innen und unterstützt den fliessenden Duktus von Erzählung und Dramaturgie. Die originelle Handschrift der Regisseurin wird so noch verstärkt, die Überzeugungskraft des Werks unterstrichen. Die Premiere des Films in Sundance sowie seine Auszeichnungen in Berlin und Locarno sprechen für sich.
In ihrem dritten Spielfilm, Reinas, lässt die schweizerisch-peruanische Regisseurin Klaudia Reynicke ihre eigene Jugend anklingen, die sie zwischen Peru, den USA und Europa verbrachte. Sie arbeitet dazu mit zwei grossartigen jungen Schauspielerinnen (Abril Gjurinovic und Luana Vega Sousa), die bestechend natürlich ihre Rollen ausfüllen. «Reinas», «Königinnen», so nennt der Vater seine beiden Töchter, zu denen er vor deren Aufbruch mit viel Einsatz einen Draht aufzubauen sucht. Die Erzählstruktur kommt, trotz aller Verwerfungen, ohne das grosse Drama aus, dafür mit subtiler Spannung rund um die Abreise: Der Vater muss noch seine Einwilligung geben – während Aurora und Lucía aus verschiedenen Gründen lieber im gewohnten Umfeld bleiben würden. Gonzalo Molina als Vater Carlos, der sein abgewetztes Äusseres mit viel Liebenswürdigkeit und schwadronierender Fantasie wettmacht, trägt die Handlung souverän, während Jimena Lindo die Mutter spielt, die mit ihrem unerschütterlichen Vertrauen zu ihrem ehemaligen Partner dem Plot einen unaufgeregten Dreh gibt und ihre vergangene Liebe umso glaubhafter macht.
Das Setting von Reinas ist schlicht, in gedämpften Farben und mattem Licht gehalten, was viel zur Authentizität der Epochenzeichnung beiträgt. Der Kameramann Diego Romero arbeitet – zwischen Film und Fernsehen – bereits zum dritten Mal mit der Regisseurin zusammen; sie teilen ihre Vorlieben in Filmarbeit und Filmästhetik. Seine Kamera folgt beweglich den Akteur_innen und unterstützt den fliessenden Duktus von Erzählung und Dramaturgie. Die originelle Handschrift der Regisseurin wird so noch verstärkt, die Überzeugungskraft des Werks unterstrichen. Die Premiere des Films in Sundance sowie seine Auszeichnungen in Berlin und Locarno sprechen für sich.