Der Bürgermeister eines grösseren Orts — an der Donau! — will jenes klare Wasser finden, das früher tatsächlich hervorquoll. Seit langem schon lässt er nach diesem theoretischen Wasser — einem eigentlichen Dogma — bohren, aber in Wirklichkeit wird gar nicht mehr gearbeitet. Niemand glaubt an den Erfolg. Bereits der dritte Ingenieur wird davongejagt, weil er den Mut hatte, dem Bürgermeister die Wahrheit zu sagen. Das ganze Volk schaue auf sie, ermahnt der Bürgermeister seine Arbeiter, die indessen lieber nichts tun, als eine andere Arbeit zu suchen: Denn sie werden ja so oder so bezahlt (vergl. Die Volkszählung der Wildkaninchen, Männer ohne Arbeit!). Der Vorarbeiter hält sich stramm opportunistisch still: Dafür verdient er bestens und kann seinen Besitz (Frau, Auto, Haus usw.) zufrieden verwalten. Natürlich arbeitet auch er nicht auf der Baustelle. Sondern privat an seinem eigenen Brunnen im Garten.
In dieser Arbeitergruppe ohne Ziel und Ideal steht auch der junge, stille Tschiko. Mit der Frau des Vorarbeiters verbindet ihn eine humorvoll-melancholisch geschilderte, geheime Liebe. Aber die Frau ist zu schwach, um innerhalb der durchaus bürgerlichen Scheinmoral ihr Glück zu realisieren: Sie bricht nicht aus.
Tschiko negiert die Devise, die der Film so formuliert: «Wenn man die Wahrheit nicht sagen darf, so lügt man halt!» Er schreibt an die Regierung, was Dorf und Arbeiter in Wirklichkeit von diesem «starken Wasser» denken. Dann konsultiert er den Bürgermeister, der — einigermassen verunsichert — den Brief selber zur Post trägt. Was an sich gar nicht so klar ist und verschiedene Interpretationen zulässt.
Das erlaubt denn auch mitnichten ein Happy-End. Man. sieht bloss die Frau des Vorarbeiters mit ihrem Mann — im feudalen Auto — davonfahren, während Tschiko allein übrig» bleibt. Und es bleibt sein dunkler, trauriger, verlorener Blick in die Zukunft, in die Ferne. Man hat getan, was man tun konnte. Doch ist es genug? Wird sich etwas ändern?
Terziew kritisiert, dass auch lange nach der Revolution noch kein neuer Geist, kein neuer Mensch geschaffen worden ist. Er entlarvt die soziale und private Lüge, Arbeitsmoral, Egoismus und Materialismus. Er arbeitet mit einem sehr bulgarisch empfundenen Rhythmus, mit Finessen und viel Sinn für das Detail. Die gesellschaftliche Allegorie verwächst harmonisch mit dem Persönlichen; das kleinste Zögern, der scheinbar nebensächliche Blick spiegelt jederzeit die ganze vielschichtige Thematik. Terziew, der sich mit etlichen talentierten Debütanten zusammentat (Papasow, Wagenstein), plädiert für eine Gesellschaft, die das Mögliche macht, er fordert die Harmonie verschiedener Ideen und Aufrichtigkeit. Er kritisiert Bürokratie und Dogma. Der Titel gewinnt so eine zumindest doppelte Bedeutung: Zum einen zielt er auf den Fanatismus für eine fixe Theorie, der alles geopfert wird; zum andern erinnert er, im geistig-moralischen Sinn, an den wirklich reinen, lebensspendenden Quell im gesellschaftlichen Bereich. Und gerade darin spiegelt sich das von Terziew anvisierte Paradoxum auch der bulgarischen Gesellschaft.