THOMAS BURLA

AUGENBLICKE, MONTAGE

ESSAY

Ich habe alle Rosi-Filme (mit Ausnahme von C’era una volta) Photographien, als ob ich nicht eine Leinwand, sondern das Leben vor mir hätte. Ich wartete, bis es zusammenschoss in einen sinnvollen Aufbau oder in eine Einzelheit, die über sich selbst hinausweist. Ich habe sehr oft auf den Auslöser gedrückt, bin sehr oft «gereizt» worden. Vieles hat sich mir spontan, unvermittelt eingeprägt: So zum Beispiel die dunkle Silhouette von Hamburg mit dem weissen massiven Schriftzug «Hamburg» (in I Magliari). Oder: der Arm des toten Salvatore Giuliano. Oder: die neuen Häuserblocks von Neapel aus der Luft betrachtet (Le mani sulla città). Oder: die archaische Graslandschaft mit weissen Felsen (Eboli). Zwei Hände beim Händedruck (II caso Mattei). Oder: Rosi selbst mit der Filmkamera auf der Schulter, das Wrack des Flugzeugs von Mattei filmend.

Am Schluss der spontanen Reproduktionsarbeit galt es auszuwählen, aus Platzgründen drei Bilder pro Film. Dabei habe ich mir überlegt: Wird das Einzelbild von der ihm eigenen Poesie «getragen»? Gibt es zusammen mit zwei anderen Bildern die Stimmung und die Spannweite eines Films wieder? Fortsetzung: Wechselnde Wirklichkeiten

Thomas Burla
Keine Kurzbio vorhanden.
(Stand: 2020)
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