ILIR HASANAJ

BLACKMAIL (ALFRED HITCHCOCK, UK 1929)

MOMENTAUFNAHME

In der Szene ‹The Knife› aus dem Film Blackmail (1929), der in einer Stummfilm-Fassung und als Tonfilm in die Kinos kam, präsentiert Hitchcock ein elegantes Beispiel dafür, wie man Bild und Ton kreativ nutzen kann, um ein Gefühl zu erzählen.

Der Film erzählt von Alice, die einen fremden Mann, der sie vergewaltigen will, mit einem Messer ermordet. Beim Frühstück mit der Familie am Tag danach fragt ihr Vater, ob sie ihm das Brotmesser reicht.

In der stummen Version wirft Alices Hand einen langen Schatten über das Messer, was sie an den Mord erinnert.

In der Version mit Ton erzählt eine Besucherin am Tisch von einer tödlichen Messerstecherei. Geplagt von Schuldgefühlen hört Alice die Besucherin nur noch ‹knife›, sagen, ‹Messer›.

Ich verstehe in beiden Versionen, wie sich Alice fühlt. Seit diesem Beispiel frage ich mich bei meiner Arbeit, wie ich Bild und Ton kreativ einsetzen kann, um ein bestimmtes Gefühl zu erzeugen.

Ilir Hasanaj
Filmregisseur aus Winterthur. Geboren in Kosovo und aufgewachsen in der Schweiz hat er 2015 sein Filmstudium an der Zürcher Hochschule der Künste mit seinem Kurzfilm Leonardo über einen Erfinder, der seine eigene Flugmaschine bauen will, abgeschlossen. Jetzt ist er in der Fertigstellung seines ersten langen Dokumentarfilmes über 3 junge Menschen, die über ein 3-monatiges Kunstprojekt sich selber konfrontieren.
(Stand: 2019)
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