Eine gequälte Königin, die Tyrannei mit Macht verwechselt, eine verzweifelte Kammerzofe, die Sicherheit mit Erfolg gleichsetzt, und eine ehrgeizige Adlige, die keine Grenze zwischen Ehrlichkeit und Brutalität zieht. Dieser Plot würde genauso gut funktionieren mit männlicher Besetzung. Der Genuss aber, dass sich die drei Frauen einer bekanntlich weiblichen Waffe bedienen, ist umso grösser: Selbst wenn sie mit phallischen Symbolen der Überlegenheit kokettieren, entscheiden sie sich dafür, Worte zu verwenden, um sich gegenseitig in Schach zu halten. Und wie bei einer Schachpartie, obwohl die mächtigste Figur die Dame ist, könnte das Brett tatsächlich jedem gehören. Für mich ist das ein Skandal, weil es so viel aussagt über die Art und Weise, wie die Darstellung weiblicher Figuren im Film seit Jahrzehnten unseren Blick prägt. Warum muss es 2019 werden, bis solch frische Figuren die Leinwand erobern? Warum ist die Moderne im Historischen gefangen? Weshalb machen wir nicht Filme von Menschen, mit Menschen, für Menschen und erfreuen uns trotzdem am lustvollen Spiel unserer Natur?
MOMENTAUFNAHME